
Mehr Appetit durch Stress
Der Körper reagiert auf chronischen Stress mit einem dauerhaft erhöhten Kortisolspiegel im Blut, was den Appetit stimuliert, Sättigungsmechanismen hemmt und den Fettabbau blockiert.
Untersuchungen zeigen, dass krankhaftes adbominales Übergewicht, also Fettpolster am Bauch, und eine gestörte Glukosetoleranz vor allem bei jenen Personen vorkommen, die stark diskriminiert werden - und das unabhängig vom BMI. Möglicherweise gehen auch die Folgeerkrankungen wie Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen zum Teil direkt auf das Konto der ablehnenden Haltung gegenüber Menschen jenseits des Schönheitsideals.
Der Einfluss der Stigmatisierung auf die Gesundheit der Betroffenen ist beunruhigend. Die Betroffenen ziehen sich zurück, isolieren sich, vereinsamen. Hilfe beim Arzt suchen sie nicht. Im Gegenteil: Oft nehmen sie sogar seltener Vorsorgeuntersuchungen wie Krebsscreenings in Anspruch - schließlich haben sie allzu oft schlechte Erfahrungen gemacht.
Schon übergewichtige Kinder und Jugendliche scheuen den Gang zum Arzt. Auch sie leiden häufiger unter Depressionen, haben im schlimmsten Fall sogar Todessehnsüchte. Das kann dazu führen, dass die Betroffenen schlechtere Noten mit nach Hause bringen, weniger Sport treiben und die Schule schwänzen.
In einer Studie von Barlösius E. im Jahr 2012 zeigt sich, dass Dicksein in der Pubertät, also in der Zeit, in der Zurückweisung durch das andere Geschlecht als besonders dramatisch empfunden wird, einen höchst belastenden und prägenden Umstand darstellt.
Studien aus den USA deuten darauf hin, dass das Ausmaß der Diskriminierung von 2000 bis 2010 um 66 Prozent gestiegen ist. Das heißt allerdings nicht, dass dicke Menschen nicht auch schon vor 20 Jahren gemobbt wurden. Die Stigmatisierung gibt es bereits länger, wird aber durch gewisse gesellschaftliche Tendenzen verstärkt. So werde etwa seit einigen Jahren immer häufiger von einer regelrechten "Adipositas-Epidemie" gesprochen, was fast den Eindruck vermittele, wir hätten es mit einer ansteckenden Erkrankung zu tun. Auch die Berichte über mögliche Folgeerkrankungen werfen kein gutes Bild auf die Betroffenen.
Es scheint vielen legitim, von Übergewichtigen zu verlangen, sich angesichts der Sparzwänge im Gesundheitssystem stärker selbst zu beteiligen.
Hinzu kommt ein Phänomen, die Barlösius E. die "Moralisierung des Essens" nennt: Das Essen ist der Bereich unseres Lebens, der am stärksten normiert ist. Essen werde nicht mehr als etwas Natürliches angesehen, es sei etwas, worüber man ständig reflektieren müsse. Und damit auch über das vermeintlich kontrollierbare Gewicht. So entsteht ein hoher Anspruch an jeden Einzelnen, bis ins hohe Alter fit und gesund zu bleiben. Abweichungen von der Norm werden weniger akzeptiert und häufiger sanktioniert.
Studien belegen, dass Übergewichtige, die einem starken sozialen Druck ausgesetzt sind, eher noch mehr essen, Diäten abbrechen und weniger Sport machen.
Wir alle tragen Verantwortung füreinander!
HIER GEHT'S ZU "MIT ATEMÜBUNGEN GEGEN STRESS"